Eigene Bedürfnisse erkennen & verstehen
Jeder Mensch hat unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse. Damit wir ein glückliches und zufriedenes Leben führen können, müssen unsere Bedürfnisse so gut wie möglich erfüllt sein. Dadurch haben wir die Energie und die Fähigkeiten, unsere Ziele zu verfolgen und unser Leben nach unseren Wünschen zu gestalten.
Als Kinder sind in der Regel unsere Eltern dafür verantwortlich, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden – als Erwachsene müssen wir diese Aufgabe selbst übernehmen, indem wir uns die Aufmerksamkeit und Selbst-Fürsorge zukommen lassen, die wir verdienen. Wenn wir dies nicht tun, wirkt sich das negativ auf unser Wohlbefinden aus und kann über längere Zeit hinweg zu Erschöpfung, Überarbeitung und sogar Depressionen führen.
Auch die Zufriedenheit mit unseren Beziehungen hängt davon ab, ob die individuellen Bedürfnisse aller Personen erfüllt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass wir wissen, was unsere eigenen Bedürfnisse sind, und auch erkennen, welche davon im Moment vielleicht zu kurz kommen. Um das tun zu können, müssen wir zuerst einmal verstehen, was Bedürfnisse eigentlich sind und welche wir haben können.
Bedürfnisse verstehen
Es gibt viele verschiedene Modelle menschlicher Bedürfnisse – das wahrscheinlich Bekannteste stammt vom amerikanischen Psychologen Abraham Maslow (1908-1970).
Maslow stellte fest, dass manche Bedürfnisse Priorität vor anderen haben – so sind Luft und Wasser zum Beispiel wichtiger als ein neues Auto.
Nach dieser Überlegung teilte er die Bedürfnisse in 5 größere Kategorien ein, beginnend mit den grundlegendsten, physiologischen (Grund- oder Existenzbedürfnisse) bis hin zu den kognitiv und emotional hoch entwickelten menschlichen Bedürfnissen.
Die einzelnen Bedürfnisse können dabei sehr vielfältig sein. Es gibt unter anderem das Bedürfnis nach:
Sicherheit
Harmonie
Bewegung
Entspannung
Freundschaft
Struktur / Ordnung
Liebe
Einfachheit
Übereinstimmung
Sexualität
Spaß
Entwicklung
Freude
Ruhe
Alleinsein
und viele weitere...
Manche dieser Bedürfnisse sind nicht greifbar und etwas abstrakt – daher müssen wir uns oft intensiv mit uns selbst auseinandersetzen und unsere Emotionen genau betrachten, um unsere Bedürfnisse wirklich zu verstehen. Wie du das schaffst, werde ich dir im Folgenden zeigen.
Achtsamkeit für deine Gefühle
Unser Alltag und unsere Routinen halten uns oft davon ab, wirklich in uns hinein zu hören und zu erkennen, was wir brauchen. Stress und Belastung durch Beruf, Familie oder den Alltag halten uns häufig davon ab, wahrzunehmen, welche unserer Bedürfnisse eventuell gerade zu kurz kommen. Um also wirklich wahrzunehmen, was uns gerade fehlt, kommen wir nicht umhin, achtsam zu werden für unser Innenleben und unsere Gefühle.
Um deine Bedürfnisse zu erkennen, kannst du das Konzept der Bedürfnistöpfe nutzen. In dem Modell der Bedürfnistöpfe stellst du dir jedes Bedürfnis als einen Topf vor. Je nachdem wie gut dein Bedürfnis erfüllt ist, hat dein Bedürfnistopf eine andere Füllhöhe.
Dein Bedürfnistopf wird voller, wenn du dein Bedürfnis erfüllst.
Dein Bedürfnistopf wird leerer, wenn du dein Bedürfnis nicht erfüllst.
Der Stand der Füllhöhe ist abhängig von deinen Erlebnissen und Erfahrungen in deinem Alltag.
Du kannst deine eigenen Bedürfnistöpfe nennen, wie du möchtest. Für den einen heißt er „Entspannung“, für den nächsten „Freude“ und wieder für jemand anderen „Zärtlichkeit“. Wichtig ist nur, dass die Bezeichnung zu dir passt und dass du weißt, was sich hinter deinem jeweiligen Bedürfnistopf verbirgt.
Am besten findest du die Namen für deine Bedürfnistöpfe, indem du dir einen Moment Zeit nimmst, um innezuhalten. Achte dafür auf deine Gefühle. Sie sind äußerst zuverlässige Wegweiser dafür, wie es dir gerade geht und ob deine Bedürfnisse in dem Moment erfüllt sind oder nicht.
Wenn du spürst, dass es dir gerade gut geht, d.h. du zufrieden und gut gelaunt bist, kannst du davon ausgehen, dass die Wesentlichen deiner Bedürfnisse erfüllt sind. Umgekehrt bedeutet das aber auch: fühlst du dich nicht gut, werden irgendwelche deiner Bedürfnisse vernachlässigt. Wenn das so ist, gilt es herauszufinden, welche genau das sind, und wie du das ändern kannst!
Gefühle wahrnehmen und richtig einordnen
Wir alle kennen einerseits positive Gefühle wie Zufriedenheit oder Freude aber andererseits auch negative Gefühle wie zum Beispiel Traurigkeit, Wut, oder Frustration. Wenn du spürst, dass sich irgendetwas in dir nicht gut und ausgeglichen anfühlt, solltest du diesen Gefühlen auf den Grund gehen und herausfinden, was es genau ist. Bist du frustrierst, verärgert oder traurig?
Sieh genauer hin und versuche das Gefühl besser zu deuten – vielleicht kannst du es sogar in deinem Körper „spüren“, wie z.B. wenn sich vor Traurigkeit ein Kloß in deinem Hals bildet oder sich vor Nervosität oder Wut dein Bauch zusammen zieht. Diese Lokalisierung im Körper kann dir dabei helfen, das Gefühl deutlicher wahrzunehmen, was den nächsten Schritt erleichtert: herauszufinden, welches Bedürfnis hinter diesen Empfindungen steht. Denn dadurch kannst du erkennen, welches Bedürfnis im Moment gerade zu kurz kommt oder nicht gesehen wird. Wenn du das herausgefunden hast, kannst du auch dafür sorgen, dass es dir wieder besser geht.
Versuche also, die Bedürfnisse hinter deinen Gefühlen zu erkennen, auch wenn es am Anfang nicht einfach ist. Dafür ist es wiederum hilfreich, die einen Moment Zeit zu nehmen, in dem du eventuell deine Augen schließt, ein paar tiefe Atemzüge nimmst und in dich hinein hörst. Frage dich selbst, was du in diesem Moment bräuchtest, um dich gut zu fühlen. Alternativ kannst du dich an Situationen erinnern, in denen du dich sehr wohl gefühlt hast. Überlege dann, welche Verhaltensweisen oder Aktivitäten zu diesem Wohlfühlen beigetragen haben.
Mein Tipp für die erfolgreiche Erfüllung von Bedürfnissen: Die Grundvoraussetzung, dafür, dass du dich um die Erfüllung deiner Bedürfnisse kümmern kannst, ist, dass du dich und deine Bedürfnisse ernst nimmst und dass du dir aktiv Zeit für dich selbst nimmst!
Für deine Bedürfnisse einstehen
Nimm dir also bewusst 5 Minuten Zeit und stelle dir selbst die folgenden Fragen:
Was sind Bereiche, in denen meine Bedürfnisse zu kurz kommen?
In welchen Situationen habe ich das Gefühl, dass ich mehr für mich und meine Bedürfnisbefriedigung einstehen sollte?
Sobald du ein paar Bereiche oder Situationen im Kopf hast, frage dich weiter:
Welche Gefühle empfinde ich in dieser Situation?
Welche unerfüllten Bedürfnisse stehen dahinter?
Was müsste geschehen, damit ich mich besser fühle? Was kann ich dafür ganz konkret tun?
Was ist der erste Schritt, den ich unternehmen werden, um diese Bedürfnisse zu befriedigen?
Deine Bedürfnisse spielen eine Hauptrolle, wenn es um deine Kraft, deine Energie und deine Lebenszufriedenheit geht. Wenn du diese Fragen für dich beantwortet hast, bist du der Erfüllung deiner Bedürfnisse schon einen ganzen Schritt näher gekommen. Nun liegt es an dir, zu handeln, sodass du sie in einem hohen Maße erfüllst. Du hast es in der Hand!