Der Umgang mit Eifersucht in Beziehungen

Vermutlich hat jeder von uns schon die eine oder andere Form von Eifersucht erlebt – denn in fast jeder Beziehung blitzt hin und wieder ein Gefühl von Unsicherheit oder Misstrauen auf.

Ausschlaggebend dafür, ob diese Gefühle normal oder aber ungesund sind, ist ihre Intensität und die Auswirkung auf die Beziehung. Denn während milde Eifersuchtsgefühle eine Partnerschaft beflügeln können, kann auch die stabilste Beziehung krankhafte Eifersucht auf Dauer nicht unbeschadet überstehen.

In diesem Blog Artikel erfährst du, woher Eifersucht kommt, ab wann sie ungesund ist und wie du mit ihr umgehen kannst.


Eifersucht in Beziehungen

Noch in den 1970er-Jahren galt Eifersucht für Psychologen als ein krankhafter Wesenszug – heute weiß man hingegen, dass ein Anflug von Eifersucht hin und wieder ganz normal ist und einer Beziehung sogar gut tun kann. Denn die Angst davor, den geliebten Menschen zu verlieren, zeigt dem*r Partner*in, wie wichtig er oder sie uns ist.

Die Grenze zwischen normaler und krankhafter Eifersucht verschwimmt jedoch oft leicht.

„Sie hat keine Zeit für mich – da muss jemand anderes sein.“ 

„Er meldet sich nicht oft genug – er verliert das Interesse an mir.“ 

„Er/sie hat auf der Straße jemand anderem hinterher gesehen – ich bin nicht attraktiv genug.“ 

Diejenigen, die mit Gefühlen der Eifersucht vertraut sind, kennen Gedanken wie diese – und wissen auch, dass sie oft erst langsam aufkeimen und mit der Zeit zu viel größeren und tiefgreifenderen Angriffen auf uns selbst und/oder unsere Partner*innen aufblühen.

Solche Gedanken tendieren dazu, sich selbst zu verstärken und zu verselbstständigen und können Betroffene, sowie ihre Beziehungen stark belasten. Dabei lassen sich Eifersuchtsgefühle üblicherweise in die folgenden 3 Kategorien einordnen:

Reaktive Eifersucht

Diese Form der Eifersucht ist in der Realität begründet und beruht auf Tatsachen. Wenn der*die Partner*in beispielsweise bereits in der Vergangenheit einmal fremdgegangen ist, ist die Angst, dass es wieder passieren könnte, nicht unbegründet. Obwohl diese Art der Eifersucht durchaus normal ist, kann sie trotzdem problematisch und belastend sein.

Misstrauische Eifersucht 

Bei dieser Form der Eifersucht liegt kein realer Auslöser für die Eifersuchtsgefühle vor. Die Betroffenen verdächtigen ihre Partner*innen ohne wirklichen Anlass und warten nur auf den als unausweichlich empfundenen Betrug. Als Reaktion ziehen sie sich von ihren Partner*innen zurück und sabotieren ihre Beziehung so selbst; oder sie fangen an zu schnüffeln und nach Beweisen für ihre bösen Vermutungen zu suchen. Diese Art der Eifersucht kann krankhaft werden, daher sollten sich Betroffene rechtzeitig Hilfe suchen.

Pathologische Eifersucht (Eifersuchtswahn)

Pathologische Eifersucht wird der Zwangsspektrumsstörung zugeordnet ist damit eine klinische Diagnose. Betroffene zeigen wahnhaftes und zwanghaftes Verhalten, wie beispielsweise das ständige Kontrollieren des*r Partner*in, seines*ihres Smartphones bzw. seiner*ihrer Aufenthaltsorte oder Internet-Accounts. Betroffene dieser Art der Eifersucht sollten auf jeden Fall die Unterstützung eines Psychologen oder Psychotherapeuten suchen.

 

Wie entsteht Eifersucht?

Im Grunde genommen steckt hinter jeder Eifersucht Angst. Wir haben Angst davor, abgelehnt, nicht akzeptiert oder nicht geliebt zu werden, oder Menschen zu verlieren, die uns wichtig sind. Diese Verlustgefühle sind natürlich. Wenn Gedanken und Eifersuchtsgefühle jedoch besonders stark oder häufig sind, lassen sie sich oft auf tiefsitzende Unsicherheiten oder Selbstwertprobleme zurückzuführen.

Studien haben gezeigt, dass erhöhte Eifersucht mit einem geringeren Selbstwertgefühl korreliert. Wenn wir selbst nicht (ausreichend) davon überzeugt sind, dass wir wertvolle und liebenswerte Menschen sind, fällt es auch schwer zu glauben, dass unser*e Partner*in das anders sehen könnte. Das bedeutet, dass unsere Eifersucht einer tiefen Unsicherheit entspringt – wir fragen uns, ob wir das, was wir haben, eigentlich verdient haben, bzw. gut genug dafür sind.

Die daraus entstehenden destruktiven Gedanken und Gefühle treiben uns dazu an, uns selbst (und andere) genau zu vergleichen, zu bewerten und zu beurteilen und nach Anzeichen zu suchen, die unsere Befürchtungen bestätigen könnten – auch wenn diese gar nicht existieren. Dies ist ein Grund, warum es so wichtig ist, zu lernen, wie man mit Eifersucht richtig umgeht: Denn Eifersucht ist in den allermeisten Fällen ein Problem, das wir mit uns selbst haben, und nicht mit unseren Partner*innen.

Da Eifersucht oft aus der Unsicherheit in uns selbst entsteht – einem Gefühl, als wären wir dazu verdammt, getäuscht, verletzt oder abgelehnt zu werden –  müssen wir uns mit diesem Gefühl in uns selbst auseinandersetzen, um nicht in jeder Beziehung unausweichlich des Opfer von Eifersucht, Misstrauen oder Unsicherheit zu werden.

Mit Eifersucht umgehen

Beziehungen verlaufen grundsätzlich reibungsloser ohne übermäßige Eifersucht. Je mehr wir unsere Eifersuchtsgefühle in den Griff bekommen und sie auch getrennt von unserem Partner verstehen, desto besser wird es uns gehen und desto harmonischer wird auch unsere Beziehung sein.

Die folgenden Strategien können dir dabei helfen, mit deiner Eifersucht umzugehen:

1. Handle nicht nach deinen Eifersuchtsgefühlen

Das Gefühl von Eifersucht ist nicht das Problem – die wirklichen Probleme beginnen, wenn du anfängst, auf diese Eifersucht zu reagieren und dich von ihr verzehren zu lassen. Vorwürfe, Eifersuchtsdramen oder das Herumschnüffeln im Smartphone des*r Partner*in wirken oft nur verstärkend auf deine Eifersuchtsgefühle und können eine starke Belastung für deine ansonsten gesunde Beziehung darstellen. Nimm also deine Gefühle bewusst war und triff gleichzeitig die Entscheidung, nicht nach ihnen zu handeln.

  • "Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft" - ein altes Sprichwort, dass das Thema der Eifersucht und ihren selbstverstärkenden (suchtähnlichen) Wirkungsmechanismus gut auf den Punkt bringt.

2. Mach dir klar, dass deine Eifersucht unbegründet ist

Eifersuchtsgedanken haben meist nichts mit der Realität zu tun – sie sind die Stimme unseres inneren Kritikers, der all unsere Ängste und Unsicherheiten zum Ausdruck bringt. Es gibt üblicherweise einen guten Grund dafür, dass unsere Partner*innen in einer Beziehung mit uns sind, und nicht mit jemand anderem. Und auch wenn es noch andere Menschen gibt, die auf sie anziehend wirken, bedeutet das nicht, dass sie uns mit ihnen betrügen werden. Wenn du diesbezüglich die Bestätigung oder Anerkennung deines*r Partner*in benötigst, zögere nicht, danach zu fragen (natürlich im Rahmen des Zumutbaren). 

3. Drücke deine Eifersucht auf schonende Weise aus

Wenn du das Gefühl hast, dass dein*e Partner*in etwas tut, das dich eifersüchtig macht, kannst du deine Gefühle auch auf überlegte und schonende Weise ausdrücken, anstatt Vorwürfe zu machen und sie/ihn dadurch zu verletzen. So kannst du zum Beispiel humorvoll darüber scherzen, wie wahnsinnig eifersüchtig du bist, wenn dein*e Partner*in jemand anderem Aufmerksamkeit schenkt. Oder du sagst einfach direkt, dass du deinem*r Partner*in zwar vertraust und weißt, dass er/sie dich liebt, aber dass du deine Gefühle manchmal nicht kontrollieren kannst und daher eifersüchtig wirst.

4. Arbeite an dir selbst und deinem Selbstwert

Setze dich mit deinen eigenen Ansprüchen und Bedürfnissen auseinander und tu vermehrt Dinge, die dir Spaß machen und dein Wohlbefinden steigern. Je mehr du an Vertrauen in dich selbst und deinen Wert als Partner*in und Mensch gewinnst, desto weniger werden auch deine Unsicherheit und Eifersucht. Versuche außerdem zu lernen, deine Gefühle und emotionalen Reaktionen zu kontrollieren – Yoga, Meditation und Achtsamkeitsübungen können hierfür wahnsinnig hilfreich sein.

5. Suche dir Hilfe

Wenn deine Beziehung und/oder Lebensqualität unter deiner Eifersucht leiden und du selbst einfach nicht mehr weiter weißt, ist Hilfe gefragt. Denn ab einem gewissen Punkt oder aufgrund von traumatischen Erfahrungen ist Eifersucht ein selbstverstärkender Prozess, den man alleine oft nicht mehr stoppen kann. Berater, Therapeuten oder Selbsthilfegruppen sind gute Anlaufstellen, um der Sache auf den Grund zu gehen und an Lösungsstrategien zu arbeiten!

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Wie deine Glaubenssätze deine Beziehungen beeinflussen

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Eigene Bedürfnisse erkennen & verstehen